Forschung zu Ernst Heinkel

Überblick

Ernst Heinkel, dieser Name steht regelmäßig für grundlegende technische Innovationen. Gilt sein Träger doch nach wie vor vielen als Flugzeugpionier und Musterunternehmer. Düsenantrieb und Schleudersitz kommen aus seinem Hause. Die sozialen Einrichtungen für seine Beschäftigten gelten als vorbildlich für ihre Zeit. Doch solch ein Bild ist nur aufrecht zu erhalten, wenn wesentliche Teile seiner Biographie, die zu seinem Erfolg als Unternehmer beitrugen, ausgeblendet werden.

Ernst Heinkel wurde zum 1. Mai 1933 offiziell Mitglied der NSDAP. Hitler äußerte den Wunsch, Heinkel aufzunehmen und ebnete so, trotz Aufnahmestopp, den Weg.

Ernst_Heinkel - Bundesarchiv Bild 183-B21019 (CC-BY-SA 3.0)
Ernst_Heinkel – Bundesarchiv Bild 183-B21019 (CC-BY-SA 3.0)

Bereits im Februar 1933 hatte das Unternehmen erste Luftrüstungsaufträge von den neuen Machthabern erhalten. Im Gegensatz zu anderen Industriellen ganz ohne Spenden an die NSDAP. Offensichtlich gab es von Seiten Ernst Heinkels keine Berührungsangst zu den neuen Machthabern. 1935 bestand die neue deutsche Luftwaffe vor allem aus Heinkel-Flugzeugen. Seit Gründung war die Firma gewachsen. Ab 1933 nahm die Expansion des Luftrüsters atemberaubende Formen an. Im März 1944 erreichte das 1943 zur AG umgewandelte Unternehmen seine größte Ausdehnung. 6 Haupt- und 27 Zweigwerke gehörten dazu.

Die Gesamtbeschäftigtenzahl betrug zu diesem Zeitpunkt, ohne die Betriebe im heutigen Polen, fast 50.000 Personen. Davon waren mehr als 26.000 Zwangsarbeiter*innen, unter ihnen nahezu 10.000 Häftlinge aus KZ die meist in Lagern auf dem Werkgelände untergebracht waren. Früher als andere Privatbetriebe beschäftigte Ernst Heinkel diese Gruppe von Arbeitskräften. Überlebende berichten, dass sie ab 1940 im Werk Oranienburg arbeiten mussten. In Stuttgart beteiligten sich Angestellte Ernst Heinkels an der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung. Er selbst erwarb nach derzeitigem Stand der Forschung in Stuttgart, Wien und Jenbach Immobilien, deren Verkauf erst durch die Vertreibung, Enteignung und Ermordung der Vorbesitzer möglich wurde. Der Werkschutz des Unternehmens beteiligte sich an der Auflösung des jüdischen Ghettos in Mielec. Schon auf dem Weg der dort Festgehaltenen ins Flugzeugwerk kam es zu größeren Mordaktionen. Wer sie überlebte fand sich in den Hallen des Betriebs wieder. Unter den zur Ermordung bestimmten Jüdinnen und Juden wählte der Werkschutz 80 bis 90 Personen für die Arbeit aus, alle anderen deportierte man in Vernichtungslager. War die Kraft der Verbliebenen erschöpft, wurden auch sie getötet. Beteiligt war der Werkschutzleiter. Wie die anderen Beschäftigten des Unternehmens Häftlinge aus den KZ und den Zwangsarbeiter*innenlagern behandelten gilt es zu erforschen. Schon heute ist klar, dass sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Zwangsarbeiter*nnen unterschieden.

Für seine Taten wurden weder Ernst Heinkel noch viele seiner Beschäftigten angemessen zur Rechenschaft gezogen. Im Januar 1949 erreichte Ernst Heinkel bei einem Berufungsverfahren seine Entlastung. Man sah ihn schließlich als „Gegner des Nationalsozialismus“.