Standorte

Das Außenlager Schwechat-Heidfeld
Das Außenlager in der Hopfengasse in Wien Floridsdorf
Das KZ in Mödling/Hinterbrühl
Das KZ-Außenkommando AFA in Floridsdorf
Die KZ-Außenkommandos in Schwechat

Das Außenlager Schwechat-Heidfeld

Am 30. August 1943 kamen die ersten KZ-Häftlinge aus Mauthausen in das Heinkel-Werk in Schwechat-Heidfeld. Im selben Monat begannen auch die Flugmotorenwerke Ostmark KZ-Häftlinge zur Arbeit zu zwingen. Auf der Gemarkung Wiens wurden zwei Außenlager des KZ-Mauthausen gegründet. Sie entstanden rund ein halbes Jahr, bevor die meisten Einsätze von KZ-Insassen bei Privatfirmen im „Dritten Reich“ begannen.

Bis zum Ende des Jahres 1943 waren im Heinkelwerk Wien mehr als 1.200 KZ-Häftlinge beschäftigt. Sie kamen vor allem aus Polen, der Sowjetunion, Spanien und Italien. Anfangs in die He 177 Produktion eingebunden, kam der He 219 – Herstellung eine immer größere Bedeutung zu.

Über die Arbeits- aber auch die Lebensbedingungen der auf dem Gelände des heutigen Wiener Flughafens Inhaftierten ist wenig bekannt. Sie hingen stark von der SS-Lagerführung ab. Zuerst war Erich Engelhardt Lagerführer. Nach dessen Tod im April 1944 trat Anton Streitwieser an seine Stelle. Raportführer war Hans Bühner. Beide waren äußerst brutal und nutzen ihre Stellung aus. Zeitzeugen berichteten: Misshandlungen standen an der Tagesordnung. Bei einem Fliegerangriff verwundete seien von Bühner erschossen worden, Streitweiser habe seinen Hund auf Häftlinge gehetzt. Häftlinge deren Flucht misslang wurden in kleine Holzkisten gesperrt und zu Tode gequält. Darüber hinaus seien Nahrungsmittel von der Lagerführung gegen Alkohol eingetauscht worden. Streitwieser wurde 1967 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, Hans Bühner von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Im April und im Juni 1944 kam es zu zwei schweren Fliegerangriffen auf das Werk in Schwechat Heidfeld und damit auch auf das KZ-Außenlager. 176 Insassen verstarben. 80 Prozent des Betriebs waren zerstört. Erneut viel die Entscheidung zu verlagern.

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Das Außenlager in der Hopfengasse in Wien Floridsdorf

Die Flugzeugproduktion wurde von Schwechat-Heidfeld in den 21. Bezirk Wiens verlagert, in einen Keller der Brauerei Jedlesee in die Hopfengasse.

Nahe des heutigen FAC-Sportplatzes entstand gegenüber des Brauereikellers am 13. Juli 1944 ein neues Lager des KZ-Mauthausen.

Rund um den erhalten gebliebenen Löschteich, standen in einem Großen U Ställe, Lagerräume und Garagen. In diesen Gebäuden waren die KZ-Häftlinge untergebracht.

Jeder Versuch das Lager unaufgefordert zu verlassen wurde als Fluchtversuch gewertet und zog schwerste Strafen nach sich. Auf dem Gelände war anfangs auch die SS-Lagerleitung des KZ-Außenlagers untergebracht, der Anton Streitwieser als Lagerführer vorstand. Das Lager umfasste die Standorte Wien-Schwechat, Wien-Schwechat-Heidfeld und Mödling-Hinterbrühl. Die Anzahl der von Sommer 1944 bis zur Evakuierung in der Hopfengasse inhaftierten Personen ist bis heute nicht bekannt. Der höchste KZ-Häftlingsstand an allen Lagern der SS an den Standorten der Firma Heinkel in Wien betrug am zum 8. März 1945 laut Stärkemeldung des KZ-Mauthausen 2.750 Personen. Ein beträchtlicher Teil von ihnen dürfte in der Hopfengasse inhaftiert gewesen sein.

Die Insassen des KZ-Außenlagers waren ab Herbst 1944 in den letzten großen Rüstungsauftrag der Firma Heinkel eingebunden, die Fabrikation der He 162. Alles wurde von den Konzernverantwortlichen daran gesetzt, die Produktion anlaufen zu lassen, die auch in den Kellern der ehemaligen Braurerei Jedlesee in der angesiedelt war.

Menschen aus ganz Europa wurden dort in der Regel zwölf Stunden täglich zur Arbeit gezwungen. Selbst Samstag und Sonntag konnte gearbeitet werden, wenn dies von der Firmenleitung des Heinkel-Konzerns verlangt wurde. Wie viele KZ-Häftlinge die Ausbeutung ihrer Arbeitskraft unter den sich immer weiter verschärfenden Lebensbedingungen nicht überstanden, ist noch nicht erforscht.

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Das KZ in Mödling/Hinterbrühl

Die in der Hinterbrühl Inhaftierten mussten in der Seegrotte arbeiten. Dort war 1944 die Produktion der He 162 aufgezogen worden. Nach derzeitigem Stand der Forschung waren die KZ-Häftlinge an allen Produktionsstationen eingesetzt und arbeiteten neben Zivilist*innen. Ihnen wurde zusammen mit der SS die Bewachung der Zwangsarbeiter*innen übertragen.

Gearbeitet wurde i.d.R. 12 Stunden, von 6-18 Uhr und von 18-6 Uhr im Zweischichtbetrieb. Jede Woche wechselte für die KZ-Häftlinge die Schicht. Der Einsatzträger, also die Firma Heinkel, konnte aber auch längere Arbeitszeiten befehlen.
Am Ende der Arbeitszeit wurden die Zwangsarbeiter*innen durchsucht. Fanden die Bewacher, die teilweise ebenfalls aus den Reihen der Lagerinsassen kamen, dabei nicht erlaubte Gegenstände, konnte der Betroffene wegen Sabotage angezeigt werden. Darauf stand die Todesstrafe. Bei Schichtwechsel mussten 400 bis 500 KZ-Häftlinge über eine Treppe jeweils auf- und absteigen. Damit das schneller von Statten ging, prügelten die KZ-Häftlingsvorarbeiter. Oben im Freien wurden die KZ-Häftlinge ins Lager geführt.

Die Wachmannschaften des KZ-Außenlagers gehörten teilweise der SS und teilweise der Wehrmacht an. Überlebende berichten, dass kleinste Zeichen des Widerstands schwer geahndet wurden. Im November 1944 zog die Lagerführung aus Wien-Floridsdorf auf das Lagergelände in der Johannesgasse nach Hinterbrühl.

Das KZA-Außenlager in der Johannesstraße 16–24 umfasste vier „Wohn“-Baracken, ein Krankenrevier inkl. „Desinfektion“ und weitere Baracken für Küche, Verwaltung sowie eine Werkstätte samt Bad. Die SS-Bewacher waren in einem schon bestehenden Haus zwischen den beiden Lagerblöcken bzw. auf der gegenüberliegenden Straßenseite untergebracht. Das Lager war von Stacheldraht umzäunt und durch Wachtürme gesichert. Über den Lageralltag im Außenlager ist kaum etwas bekannt. Aussagen von Überlebenden entstanden bis auf wenige Ausnahmen im Zusammenhang mit den Nachkriegsprozessen. Hier wurden vor allem Misshandlungen durch Kapos und Blockführer sowie durch die Lagerführung geschildert. Wahrscheinlich waren hier zwischen 1500 und 1800 Personen inhaftiert. In der Zeit, in der das Lager existierte verschlechterten sich die Existenzbedingungen der Insassen immer mehr. Es kam zum Diebstahl unter den Inhaftierten. Bei Schichtwechsel war das Lager überfüllt, denn dann hielten sich Tag- und Nachtschicht dort auf. Decken waren Mangelware um deren Besitz wurde gekämpft. In den Doppelstockbetten lagen die Häftlinge um sich zu wärmen eng an eng. Die Ruhephasen wurden regelmäßig durch Fliegerangriffe unterbrochen. Vor allem für die Zwangsarbeiter in der Nachtschicht war das schlimm, deren Tag endete i.d.R. erst um 9:00Uhr. Strukturierendes Element des Häftlingsalltags waren die Zählappelle, die morgens und abends stattfanden. Der Morgenappell wurde in der Regel um 5:30 Uhr abgehalten. Den KZ-Häftlingen blieb bis dahin lediglich eine halbe Stunde Zeit um sich anzuziehen und zu frühstücken. Das Essen wird im Außenlager von Überlebenden als schlechter beschrieben denn anderen Lagern. Brot sei Mangelware gewesen. Oft gab es lediglich Suppe, die kaum verzehrbar gewesen sein, nur die ganz hungrigen hätten sie dann zu sich genommen. Zum Abendbrot gab es für die Insassen 1/3 eines Schwarzbrotes und 20-30g Margarine. Allerdings bekamen nur jene Insassen etwas zu essen, die auch arbeiteten. Zur der schlechten Ernährungssituation kamen katastrophale hygienische Verhältnisse. Im Winter froren die Wasserleitungsrohre ein. Seife war nicht vorhanden, waschen unmöglich. Der Kleiderwechsel fand äußerst selten statt. Vom Winter 1945 bis zur Evakuierung lässt sich lediglich eine Desinfektionsaktion nachweisen. Das Lager war völlig verlaust. Diese Umstände führten dazu, dass manche Insassen alle menschlichen Gefühle und Charakterzüge verloren. Dennoch gab es auch in diesem Außenlager Solidarität unter den Inhaftierten. In der Tischlerei des Lagers etablierte sich unter der Ägide von KZ-Häftlingen aus Spanien ein Ort der relativen Sicherheit.

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Das KZ-Außenkommando AFA in Floridsdorf

Die Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft kurz AFA war Teil des Quandt-Konzerns. Seit 1923 hielt Herbert Quandt die Mehrheit der Aktien. Aus Luftschutzgründen beschloss die Unternehmensleitung 1943 Teile des Betriebs von Hagen nach Wien zu verlagern. Aufnahmebetrieb war die Firma Hofherr und Schrantz in der Shuttleworthstraße in Wien Floridsdorf. Im Sommer 1944 entstand auf dem Gelände ein Außenkommando des KZ-Außenlagers Floridsdorf.Die KZ-Häftlinge mussten für die Firma AFA in der Batterieherstellung arbeiten. Wo sich das Lager genau befand, ist heute nicht mehr bekannt. Auch die Anzahl der Insassen des Lagers lässt sich nicht mehr genau bestimmen. Der Stand der KZ-Häftlinge ist zusammen mit dem der anderen Lager an den Standorten der Firma Heinkel in Wien erfasst worden. Zeitweise waren auch die in der Hopfengasse inhaftierten KZ-Häftlinge im Außenkommando AFA untergebracht.

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Die KZ-Außenkommandos in Schwechat

Wenige Wochen, nach der Auflösung des KZ-Außenlagers in Schwechat Heidfeld, setzte die Firma Ernst Heinkels an diesem Standort den Einsatz von KZ-Häftlingen fort. In den baulichen Überresten des Werks mussten die Inhaftierten erneut zwölf Stunden arbeiten. Der Überlebende Samuel K. erinnerte folgendes: „Der Kommandoführer und die Capos waren schlecht, abends gab es immer „Auszahlung“ , 25 Hiebe. Wie hatten einmal täglich Suppe, zweimal die Woche dazu noch abends […] 50 Decker Bort, Margarine und Fleischkonserve abwechselnd, einmal wöchentlich Marmelade. Der Kommandoführer ertappte einen Meister dabei, wie er einem Häftling Brot zusteckte; dafür kam er ins Lager. […] Wir hatten keine Zeit uns zu waschen, verlausten. Einmal in zwei Monaten bekamen wir frische Wäsche.“ (Miksa Weisz: Protokoll des Bericht von Samuel Krainer vom 16.August 1945. 1945/8/16, ArchMautthausen, V/3/74/2)

Auf dem Phönix-Sportplatz in Schwechat befand sich spätestens ab Juli 1944 ein weiteres Außenkommando des KZ-Außenlagers Floridsdorf. Die dort Inhaftierten mussten in Kellern in Schwechat für die Firma Heinkel und vermutlich auch für die Flugmotorenwerke Ostmark und die Steyr-Daimler-Puch AG arbeiten. Bertrand Perz zufolge erhielt die Firma Heinkel Mitte April 1944 einen ersten Keller in Schwechat als Verlagerungsstandort. Ab wann dort KZ-Häftlinge eingesetzt waren, ist noch unklar. Sie waren ab Herbst, wie die anderen Inhaftierten an den Standorten des Heinkel-Konzerns in Wien, zur Produktion der He 162 gezwungen. Eine genauere Untersuchung des Standorts ist noch nicht erfolgt. Bertrand Perz weiter folgend, dürften auf dem Sportplatzgelände etwa 15 Baracken gestanden haben. So ginge es aus der Aussage des ehemaligen Lagerführers Anton Streitwieser hervor.